Experten
Prof. Dr. Jürgen Eilert
Menschenrechtsverletzungen in deutschen Erziehungsheimen nach 1945 waren einerseits durch die Auslieferung von Kindern und Jugendlichen an die totale Institution »Kinderheim« bedingt, anderseits durch implizite eugenische und rassenhygienische Traditionen: »Verwahrloste« wurden auch nach 1945 als Menschen zweiter Klasse kodiert. Dies zeigt sich auch in habituellen und personellen Kontinuitäten zu NS-Jugendkonzentrationslagern und zum »Polen-Jugendverwahrlager Litzmannstadt« (slawische Jugendliche galten den NS-Besatzern vor 1945 a priori als »verwahrlost«). Dem dabei wirksamen und kulturgeschichtlich breit nachweisbaren holistischen Deutungsschemata liegen evolutionäre Adaptationen zugrunde. Auf deren Grundlage können Interaktionen, Organisationen, gesellschaftliche Funktionssysteme und ganze Gesellschaften im Sinne menschenverachtender Praktiken rekodiert werden, ohne dass dieser Entmenschlichungsprozess an eine spezifische (z.B. NS-) Weltanschauung gebunden sein muss.
Prof. Dr. Volker Roelcke
Als ehemaliger Vorsitzender der Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde/ DGPPN (2009-2013) geht er der Fragestellung nach den medizinisch-wissenschaftlichen Standards in den Heimen der 50er und 60er Jahre nach. Sein Forschungsschwerpunkt ist unter anderem die Medizin im Nationalsozialismus und ihre Auswirkungen auf Medizin und Bioethik nach 1945.
Prof. Dr. Gerd Glaeske
Gerd Glaeske ist mit seinen Stellungnahmen zu Arzneimittelfragen in Fernsehen, Radio und Printmedien einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden.