Meine Kindheit war bis vor einigen wenigen Jahre eine offene, wenn auch gut bedeckte Wunde geblieben. Im Sommer 2018 hatte ich dank der beharrlichen Interventionen einer jungen angehenden Berufsbetreuerin die Chance, meine Mutter wirklich kennenzulernen und wir haben uns schrittweise annähern und aussöhnen können. Ich konnte dabei sogar ihrem Wunsch nachkommen und ihr Schicksal für die Nachwelt mit der Kamera festhalten. Hier nun ein Teaser meines ersten Anlaufs meiner Mutter zu begegnen aus dem Jahre 2011.
Als ich sie kennenlerne, fällt auf dem Hof ihres Fachwerkhauses der große Hundezwinger auf, weitere Hundehütten, Schubkarren, Stühle, nichts scheint einen festen Platz zu haben. Im Mai 2020 ist sie nun verstorben und hat mir ihr geliebtes Fachwerkhaus im Vogelsberg hinterlassen.
Als ich nach ihrem Tod den Hundezwinger abbauen ließ, der zur einer Tierschutzinitiative in den Taunus ging, kam ein wunderschöner Holunderbaum zum Vorschein. Trotz des Hundezwingers ist der Baum kerzengerade und schön gewachsen bzw. die Frage liegt sogar auf der Hand, vielleicht ist der Holunder gerade dadurch so wohlgeformt geraten, weil er eingeengt zwischen Wand und Zwinger stand und sich gegen das Licht in die Höhe wuchs. Jetzt als der Zwinger weg ist, kann jeder die ganze Schönheit des Baumes erkennen, die letztendlich schon immer da war. Und obendrein hatten sich an seiner Wurzel Hummeln niedergelassen.
Dieser Holunderbaum ist zu meinem Schlüsselerlebnis geworden und löste in mir die Idee aus, das Seelenbild des Frau Holle Märchens in einer Installation zu übersetzen. Für mich ist der Baum die Zielstation der Installation: Die Vision, dass das Göttliche einem hold ist bzw. einem hold sein sollte.